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Wie auch immer – wir sollten uns dabei das Erfahrungsgut zunutze machen, das uns aus verschiedenen Wissensgebieten zur Verfügung steht. Eine besondere Lernhilfe, die durchaus auch mit christlichen Traditionen vereinbar ist und nach langer Erprobung und theologischer Prüfung auch von einzelnen Orden als Mittel der geistlichen Begleitung und als Modell für die Exerzitienarbeit einbezogen wird, soll hier vorgestellt werden. Es handelt sich um eine Jahrtausende alte, praxisbewährte Weisheitslehre, in der sich jeder von uns in seinen Wesenszügen wiederfinden kann – in seinen Stärken und Schwächen und in seinen Fallen sowie in seinen Zielen und Lebensaufgaben: das Enneagramm, in Anlehnung an die gelungene Darstellung des Franziskanerpaters und Psychologen Richard Rohr und des lutherischen Pfarrers Andreas Ebert.
Der bekannte Benediktinerpater und selbst Bestsellerautor Anselm Grün schreibt in einem Kommentar zu diesem Buch Folgendes: „In herzerfrischender Lebendigkeit entfalten Richard Rohr und Andreas Ebert, amerikanischer Franziskaner und bayrisch-lutherischer Pfarrer, das Enneagramm als Typologie menschlicher Charaktere. Beim Lesen dieses aufregenden Buches hatte ich mehrere Aha-Erlebnisse. Ich konnte mich selbst besser verstehen und bekam ein Gespür für die Eigenart vieler Freunde und mancher Ratsuchenden. Ich spürte, wie eng unsere Gottesbeziehung mit unserer Charakterstruktur zusammenhängt. Mir hat das Lesen dieses Buches gut getan."
Auch wenn jeder von uns eine einmalige Persönlichkeit ist und sich auch als solche fühlt, haben wir Menschen oft ähnliche Wesenszüge, die einem ganz bestimmten Charaktertypus zugeordnet werden können. Die einzelnen Charaktertypen hingegen, von denen es mehrere gibt, unterscheiden sich deutlich voneinander. Jeder von diesen Typen denkt, fühlt und handelt anders, oder etwas anders. Jeder Typus sieht die Welt durch den Filter seiner speziellen Wesenszüge, also aus einer jeweils anderen Perspektive. Würden wir diese individuellen Unterschiede im Wesen des Menschen als von Natur her Gegebenes akzeptieren, so würden wir ihnen eher mit Achtung und nicht grundsätzlich mit Misstrauen begegnen. Denn keiner von diesen Typen ist schlechter oder besser - jeder ist nur anders als die anderen. Jeder Typus hat seine Stärken, Schwächen und Fallen und jeder hat seinen Weg der Entfaltung und Reifung und seine Ziele - und die Potentiale sie zu erreichen.
Wenn jemand mit oder ohne Hilfe durch ehrliches Beschauen von sich selbst herausgefunden hat, welchem Typus er angehört, kann er den beschriebenen Typus studieren. Er findet hier die zugeordneten Charaktereigenschaften, die Schwächen und Stärken, die Fallen, die meist übersehen werden, die Sünden, die er begeht, die vorhandenen Lösungsmöglichkeiten und die Ziele, die er erreichen wird und die ihn erfüllen werden.
So wie es Straßenkarten gibt, durch die man herausfinden kann, wo man sich gerade befindet, ob nahe am Ziel oder noch weit weg, ob die Straße Serpentinen aufweist oder tiefe Tunnels oder Staugefahrenstellen, so gibt es die Charaktertypen als Seelenkarten, in denen man die Eigenheiten des Typus herauslesen kann.
Wir selbst sind zwar keine Typen, sondern jeder von uns ist ein Original, eine einmalige Persönlichkeit, aber jeder von uns gehört einem bestimmten Typus an mit einer Reihe von Neigungen, Denk-, Fühl- und Handlungsgewohnheiten. Und jedes Original, jede Persönlichkeit findet sich je nach seiner Reife in den Stärken oder Schwächen, in den Fallen und Zielen wieder – jeder Mensch des gleichen Typus wird aber, je nach seiner Reife, einen jeweils anderen Standort auf der gleichen Seelenkarte finden und jeweils andere Schwerpunkte erkennen.
Das Enneagramm (griechisch: Ennea-gramm = neun Niederschriften) zeigt neun Charaktertypen auf, die drei Hauptzentren des Menschen zugeordnet sind:
Dem Bauch – Bauchmenschen reagieren spontan mit Kraft und Aggressivität. Das Leben ist für sie ein Kampfplatz, den sie in Anspruch nehmen oder den sie hartnäckig meiden. Jeder Bauchmensch hat mit Kampf zu tun, nur jeder geht damit anders um.
Dem Herzen – Herzmenschen beanspruchen das emotionale Zentrum, jeder Typus in seiner Art, ihr Thema sind zwischenmenschliche Beziehungen.
Der Kopf – Kopfmenschen sind kopflastig, ihr Kontrollzentrum ist das Gehirn. Sie handeln erst, nachdem sie gedacht haben.
Jeder Typus zeigt ganz typische Merkmale, die zu charakterisierenden Bezeichnungen herangezogen werden können. Die Kenner des Enneagramms wissen sofort, was damit gemeint ist, für den Laien sind die Zusammenhänge zunächst nicht so gut verständlich. Trotzdem sollen für einen ersten Eindruck die neun Typen hier kurz angerissen werden:
Der Typ EINS wird als REFORMER bezeichnet:
Der Reformer gibt sich mit dem, was ist, nicht zufrieden. Er will verändern – sich selbst und am liebsten die ganze Welt. Er muss aber einsehen, dass auf der Welt nichts vollkommen ist – auch er nicht.
Typ ZWEI – der HELFER:
Der Helfer braucht es, gebraucht zu werden. Für andere da zu sein, darin liegt für ihn der Sinn. Die dunkle Seite besteht darin, überall zu helfen und dabei sich selbst auszuweichen und sich selbst nicht gut zu kennen.
Typ DREI – der ERFOLGSMENSCH:
Der Erfolgsmensch möchte bewundert werden. Für seine Karriere leistet er viel. Mit der Wahrheit nimmt er es nicht so genau. Recht ist, was Erfolg bringt.
Typ VIER – der ROMANTIKER:
Der Romantiker liebt das Besondere. Deshalb begibt er sich auf die Suche nach dem fernen Schatz. Im Bereich der Träume und Symbole ist er mehr zu Hause als in der realen Welt. Die unreife Seite ist mit Sehnsucht und Melancholie beschwert.
Typ FÜNF – der BEOBACHTER:
Der Beobachter braucht Abstand – zu sich, zu anderen, zum Leben. Fünfer sind Entdecker neuer Ideen, Forscher und Erfinder. Bevor er handelt, denkt er.
Typ SECHS – der LOYALE:
Der Loyale sucht die Gemeinschaft mit anderen. Gemeinschaft ist die Grundlage seines Lebens. Eine unreife SECHS jedoch ist vorsichtig, furchtsam und misstrauisch.
Typ SIEBEN – der GLÜCKSSUCHER:
Der Glückssucher ist ein heiterer Mensch. Nichts ist ihm wichtiger als die Suche nach Lust, Freude und Glück. Damit verdrängt und übertüncht er seine Ängste und Schmerzen.
Typ ACHT – der BOSS:
Der Boss will führen, denn er ist stark, verantwortungsbewusst und entschieden. Eine erlöste ACHT kann mit ihrer Kraft und Vitalität andere schützen, anstatt sie zu beherrschen. Die unreife Acht ist unbarmherzig, richtet und bestraft.
Typ NEUN – der URSPRÜNGLICHE:
Der Ursprüngliche, der Friedensstifter, „der Stille", der Harmonieorientierte fühlt sich in seiner eigenen inneren, verborgenen Welt am wohlsten. Er könnte die Welt verändern, aber seine Trägheit lässt es nicht zu.
Der reife Typus hat seine Ziele erreicht, er hat zu seinen Stärken gefunden und die Schatten durchlichtet. Dargestellt wird aber immer der ganze Typus, und hier sind es vor allem die aufgezeigten Schwachstellen, woran wir unseren eigenen Typus erkennen, sofern wir nicht verdrängen, sondern mutig hinsehen wollen. Die Schattenseiten sind meist laut und auffallend und hinterlassen ihre Spuren in unserer Umwelt, deren Reaktionen wiederum zum Nachdenken über uns selbst Anlass geben können.
Die Unreife, die Schattenseiten zu überwinden helfen und zu unserer Reife zu finden, das ist mit die Aufgabe des Enneagramms.
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